Der Gebotstermin der Ausschreibungen war bereits am 2. Juni 2020, doch die BNetzA hatte aufgrund der geltenden Sonderreglungen in Folge der Covid-19-Pandemie zunächst keine weiteren Informationen zu den einzelnen Zuschlagsentscheidungen veröffentlicht, um relevante Fristen (z.B. Pönale) zu verlängern.
An den Ergebnissen der Ausschreibung für konventionelle KWK-Anlagen fällt auf, dass Tochterunternehmen des Stromerzeugers Steag besonders erfolgreich waren. Diese haben mit neun Zuschlägen bzw. vier Projekten und einer Gesamtleistung von 34 MW an der Ausschreibung teilgenommen und für alle einen Zuschlag erhalten. Wie die Steag aktuell mitteilte, entfiel damit rund die Hälfte des gesamten Zuschlagsvolumens von 68,5 MW auf die Steag-Projekte.
Einen Zuschlag erhielt ein Steag-Projekt am Standort des Kraftwerks Weiher im saarländischen Quierschied, in dessen Rahmen zwei weitere Blockheizkraftwerke (BHKW) mit einer Gesamtleistung von 4 MW errichtet werden. Die dort produzierte Wärme wird ins örtliche Wärmenetz eingespeist, das die Fernwärme-Verbund Saar GmbH betreibt. Ähnlich verhält es sich an den Standorten im saarländischen Homburg und im thüringischen Sömmerda. Dort betreibt Steag New Energies Wärmenetze jeweils mit kommunalen Partnern: den Stadtwerken Homburg und der Sömmerdaer Energieversorgung. An beiden Standorten entstehen nun neue Anlagen mit jeweils 6 MW Leistung für die örtlichen Wärmenetze.
In Völklingen stellt Steag sechs Motoren von Gruben- auf Erdgas um
Das vierte bezuschlagte Projekt ist eine Modernisierung der Wärmeerzeugung am Steag-Kraftwerksstandort im saarländischen Völklingen-Fenne. Dort betreibt Steag ein bislang mit Grubengas befeuertes Motorenheizkraftwerk mit einer Gesamtleistung von 42 MW, das aus 14 einzelnen Gasmotoren besteht. Die erzeugte Wärme wird in die Fernwärmeschiene Saar eingespeist. „Hier ist jedoch über die Jahre hinweg das Grubengasaufkommen rückläufig gewesen. Es reicht aktuell nicht mehr aus, alle 14 Motoren auskömmlich zu versorgen“, berichtet Projektleiter Benjamin Fuchs. „Deshalb haben wir entschieden, sechs dieser Gasmotoren zu modernisieren und auf eine Erdgasbefeuerung umzustellen.“
Auch die Getec ist mit mehreren Zuschlägen vertreten. Außerdem erfolgreich waren die Stadtwerke aus Greifswald, Kempen, Lemgo und Meißen, das Elektrizitätswerk Mittelbaden, der Energiedienstleister Medl aus Mülheim sowie das Pionierwerk Hanau, an dem neben der Kommune die Getec ebenfalls beteiligt ist. Ferner bezuschlagt wurde ein Gebot der Enercity-Tochter Danpower und eines des Papierherstellers Progroup Paper. Dabei erzielte eines der erfolgreichen Gebote den zuvor festgelegten zulässigen Höchstwert von 7 Cent pro kWh. Der durchschnittliche, mengengewichteter Zuschlagswert erreichte 6,23 Cent/kWh und war der höchste aller bisherigen Ausschreibungsrunden.
Stadtwerke kamen besonders bei iKWK-Ausschreibung zum Zug
Auch für die Ausschreibung für innovative KWK (iKWK) hat die BNetzA die Zuschläge nachgereicht. Hier kamen fast ausschließlich Unternehmen aus dem direkten Umfeld von Kommunalversorgern zum Zuge. Einzige Ausnahme ist der Heizkraftwerkbetreiber BTB Berlin, der als Tochter der Innogy mittlerweile zu E.On gehört. Mit der EnviaM-Tochter Enviatherm war noch eine zweite Eon-Beteiligung erfolgreich, an der allerdings auch Kommunen aus Sachsen, Brandenburg und Thüringen Anteile halten. Außerdem erfolgreich waren die Enercity-Tochter Danpower, die Stadtwerke aus Greifswald, Finsterwalde und Senftenberg sowie Töchter der Kommunalversorger aus Potsdam und Jena.
Auf die erfolgreichen Gebote verteilen sich 26,24 MW KWK-Kapazität. Dabei war diese zweite iKWK-Ausschreibungsrunde überzeichnet. Fünf weitere Bieter mit insgesamt 22 MW Gebotsvolumen gingen leer aus. Der Höchstpreis mit Zuschlag lag bei 11,99 Cent/kWh, den durchschnittlich erreichten Zuschlagswert beziffert die BNetzA auf 10,63 Cent/kWh.