Der Verband für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting (Vedec) und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) befassen sich in einem neuen Impulspapier damit, wie erneuerbare Energien im Contracting-Markt neues Wachstum generieren könnten.
Grundlage des Papiers sind die Ergebnisse von Workshops und Diskussionen mit Vertretern beider Branchen und Beratungsunternehmen, in denen Marktpotenziale und Hemmnisse für erneuerbare Energien im Contracting herausgearbeitet wurden.
Während die Kosten für erneuerbare Energien in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sind, hat das Wachstum im Contracting-Markt „spürbar an Dynamik verloren“, heißt es im Impulspapier. Die Zahl der Contracting-Verträge der Mitglieder im Vedec sei zwar von etwas mehr als 20.000 im Jahr 2005 auf fast 60.000 im Jahr 2018 gestiegen, der Vertragszuwachs schwächt sich aber deutlich ab und lag 2018 nur noch bei etwa drei Prozent.
Kostenneutralität wesentliches Hemmnis für Erneuerbaren-Contracting
Die Ergebnisse von Anbieterbefragungen deuteten darauf hin, dass insbesondere das Zusammenspiel unterschiedlicher Regelwerke in der Gesamtheit aktuell keinen ausreichenden Anreiz für Energiedienstleister zur Umsetzung von Projekten der gebäudenahen Erzeugung von Erneuerbaren Strom biete. Im Bereich der Wärmeversorgung stelle das Erfordernis der Preis-/Kostenneutralität nach § 556 BGB das „wesentliche Hemmnis“ für die Umstellung von Eigenversorgung im Mietverhältnis auf eine gewerbliche Wärmelieferung dar. Die aktuell niedrigen Preise für Heizöl- und Erdgas verschärften die Problematik, dass der Kostenvergleich „zu restriktiv ausgelegt ist, um über dieses Instrument mehr Klimaschutz im Mietmarktsegment zu erreichen“.
Die Verbände geben vor diesem Hintergrund Handlungsempfehlungen zur Stärkung des Contractings mit erneuerbaren Energien. Handlungsbedarf sehen sie neben der Anpassung der Kostenneutralitätsberechnung nach BGB/Wärmelieferverordnung insbesondere in der Stärkung der klimafreundlichen Energieversorgung im Quartier. Und: die Berücksichtigung der „Contracting-Idee“ sollte im zukünftigen Förderregime berücksichtigt werden.
Verschiedene Ansatzpunkte zur Stärkung von Quartierslösungen und Mieterstrom
Zur Stärkung der Quartierslösungen empfehlen die Autoren, „mehr ökonomische Anreize zu wagen“. Beim Mieterstrom bestehe eine zielführende Maßnahme darin, die EEG-Umlagezahlungen mit der Lösung für den Eigenverbrauch gleichzusetzen und damit nicht die volle EEG-Umlagepflicht auf Mieterstrommodelle anzulegen. Auch sei auf eine vorgesehene Degression des Mieterstromzuschlags zu verzichten.
Stärken könnte man den Quartiersgedanken zudem mit der Einführung einer weiteren Kategorie an Kundenanlagen, die einen Sondertatbestand für die kleine dezentrale Stromversorgung aus KWK und/oder Erneuerbaren schafft. Die Vielzahl der vom Gesetz in den Regelungen zur Kundenanlage in § 3 Nr. 24a EnWG verwendeten unbestimmten Rechtsbegriffe habe in der Praxis dazu geführt, „dass es immer wieder gerichtliche Streitfälle zu der Frage gibt, ob die Voraussetzungen einer Kundenanlage im konkreten Einzelfall erfüllt sind“, heißt es zur Begründung.
Contracting-Idee mit Betriebsführung stärker in den Blickpunkt rücken
Um die Contracting-Idee zu fördern, sollte die Ungleichbehandlung von Contractoren und sonstigen Investoren wie Grundstückseigentümern beendet werden. Zudem biete die geplante Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) einen Anknüpfungspunkt. Bei Wärmenetzen, die den Anforderungen von Wärmenetzen 5.0 genügen (z.B. in Hinblick auf Systemdienlichkeit, Lastverschiebung und der Einbindung sektorenübergreifender Anwendungen) könnte bei erfolgreicher Betriebsführung eine zusätzliche Prämierung gewährt werden, heißt es im Impulspapier. „Damit würde verstärkt auf eine erfolgreiche Betriebsführung, und nicht die bloße Förderung des technischen Artefakts, abgestellt werden.“
„Mit dem Voranschreiten der Energiewende gewinnen klimafreundliche Versorgungskonzepte unter Einbindung von erneuerbaren Energien zunehmend an Bedeutung“, sagt Vedec-Geschäftsführer Tobias Dworschak. Insbesondere bei der Realisierung komplexerer Projekte bedürfe es „Energiewende-Profis“, die eine zukunftsweisende Projektplanung und eine erfolgreiche Betriebsführung sicherstellten. „Diese Rolle können Contractoren ausfüllen.“ Das sieht BEE-Präsidentin Simone Peter ähnlich. Das EEG habe dafür gesorgt, dass die Kosten der gebäudenahen Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien in den vergangenen Jahren rapide gesunken seien. Nun seien weitere Hürden für den Einsatz von Erneuerbaren Technologien, neben dem Strom- auch im Wärmesektor sowie künftig in der Kopplung mit Elektromobilität, Hausspeichern und Smart Metering abzubauen.