Die Entwicklung mache deutlich, dass die staatlichen Fördermaßnahmen für umweltschonende Heizungssysteme gut angenommen würden, „ein schöner Erfolg auch für das Klimaprogramm der Bundesregierung“, sagt BWP-Vorstandschef Paul Waning. Insgesamt sind in Deutschland damit knapp über eine Million Wärmepumpen installiert. Das sprunghafte Wachstum zeige auch, dass die Wärmepumpenbranche den klimatechnischen Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte gewachsen sei. „Die Wärmepumpe ist der sicherste und effizienteste Weg, erneuerbaren Strom in Gebäudewärme oder -kälte umzuwandeln“, betont Waning.
Besonders vor dem Hintergrund der bevorstehenden Bundestagswahl sei entscheidend, dass die Weichen für eine konsequente Umsetzung der Wärmewende schnell gestellt würden, damit das Ziel im Gebäudesektor nicht verfehlt werde. So sei der Preis für erneuerbaren Strom für den Verbraucher nach wie vor viel zu hoch. „Die neue Bundesregierung muss die grundlegende Neustrukturierung der Abgaben und Umlagen auf Energieträger weiter vorantreiben.“ Es bedürfe dringend eines alternativen Finanzierungsmodells für die EEG-Umlage, die derzeit allein vom Endkunden getragen wird. „Insbesondere Strom, der für die Erzeugung von klimaschonender Wärme mit Wärmepumpen zum Einsatz kommt, sollte für den Verbraucher zeitnah von Abgaben und Umlagen befreit werden“, so der Verbandschef. Der CO2-Preis, der ab diesem Jahr zum Tragen kommt, sei für eine gerechte Verteilung der Abgaben auf Energieträger „bei weitem nicht ausreichend“.
Wachstum bei allen Wärmequellen: Luft-Wasser-Systeme weiterhin dominant
Das größte Wachstum erlebten 2020 erneut Luft-Wasser-Wärmepumpen: 95.500 Geräte (+44 Prozent gegenüber dem Vorjahr) wurden insgesamt abgesetzt, davon über 56.500 Monoblock-Geräte (+ 61 Prozent) und 39.000 Split-Geräte (+ 26 Prozent). Auch Sole-Wasser-Wärmepumpen legten um 18 Prozent zu: So wurden im vergangenen Jahr 20.500 erdgekoppelte Anlagen verkauft. Bei Grundwasser-Wärmepumpen und sonstigen Wärmequellen liegt das Wachstum mit 4.000 installierten Anlagen bei 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Insgesamt konnten Luft-Wasser-Systeme 2020 Ihren Marktanteil mit 79,4 Prozent erneut vergrößern (2019: 72 Prozent), erdgekoppelte Systeme und sonstige hatten 2020 einen Marktanteil von 20,6 Prozent. Auch bei reinen Warmwasser-Wärmepumpen stieg die Zahl der installierten Geräte um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hier wurden 20.500 Geräte installiert. Die Gesamtzahl aller installierten Wärmepumpen lag 2020 bei 140.500, das entspricht einem Wachstum von 37 Prozent.
Bestand: Heizungstausch mit Wärmepumpe nimmt Fahrt auf
Besonders erfreulich sei, dass der Trend zu erneuerbaren Heizungen auch im Bestand wachse. Die Menschen ersetzten zunehmend auch in der Modernisierung konventionelle, fossile Systeme durch moderne Technologien. Aus den vorliegenden Zahlen der BAFA-Förderanträge lasse sich ableiten, dass ein Viertel der 2020 abgesetzten Wärmepumpen, also ca. 30.000 Anlagen, im Austausch für eine alte Ölheizung verbaut wurden.
Mit insgesamt knapp über einer Million installierter Heizungswärmepumpen liege Deutschland im internationalen Vergleich jedoch nach wie vor weit zurück. „Bei 21.000.000 Heizungssystemen ist der Weg zur Klimaneutralität im hiesigen Gebäudesektor noch weit.“ Für die Erreichung der Klimaziele müsste laut aktuellen Klimastudien (BDI, Agora) die zweite Million Wärmepumpen bereits im kommenden Jahr installiert sein.
„Nach wie vor ist sowohl im Fachhandwerk als auch bei den Bauherren die Meinung verbreitet, dass Wärmepumpen im Bestand nicht effizient arbeiten können. Das stimmt jedoch nicht und viele Beispiele vom Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert bis zum 70er Jahre Einfamilienhaus mit Heizkörpern und Wärmepumpe beweisen das Gegenteil“, sagt BWP-Geschäftsführer Martin Sabel.
Qualifizierung und Qualitätssicherung: „Branche muss Fachkräfte unterstützen“
Die sorgfältige Planung und fachgerechte Installation sei Voraussetzung für den erfolgreichen Umstieg auf ein klimaschonendes Wärmepumpensystem. „Um die Qualität beim Einbau von Wärmepumpen auch angesichts der steigenden Nachfrage gewährleistenzu können, wird eine ausreichende Zahl an Fachkräften im SHK- und Brunnenbau-Sektor benötigt, damit die Wärmewende nicht ausgebremst wird“, sagt Sabel. Es gebe ein großes Potential an Handwerksbetrieben, die sich bislang „noch nicht oder nicht intensiv“ mit Wärmepumpen auseinandergesetzt hätten, „sich aber mit begrenztem Aufwand die notwendige Sachkunde aneignen können“, meint Sabel.
Der Bundesverband Wärmepumpe unterstütze die Branche mit Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Gemeinsam mit dem VDI läuft seit 2018 das Schulungsprogramm nach der Richtlinie VDI 4645 zum „Sachkundigen für Wärmepumpensysteme“, um SHK-Fachbetrieben, Planern und Beratern die Möglichkeit zu geben, sich in Richtung erneuerbare Heizsysteme weiterzubilden. Auch das kostenfreie E-Learning/E-Teaching zum Thema Wärmepumpen für SHK-Azubis werde gut angenommen „und konnte gerade in Zeiten des Home-Schoolings gute Erfolge verzeichnen“.