Der Anteil der erneuerbaren Energien in der Fernwärme in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen Wert von 17,8 Prozent erreicht. Das berichtet das Bundeswirtschaftsministerium unter Verweis auf erste Auswertungen der Daten zur Fernwärme in Deutschland 2020. Demnach stammten von den erzeugten 126 TWh Fernwärme rund 22 TWh aus regenerativen Quellen. Seit 2010, als der Anteil der Erneuerbaren an der Fernwärme bei 7,8 Prozent lag, hat sich deren Bedeutung im Fernwärmemix kontinuierlich gesteigert.
Die Wärmewende sei „Voraussetzung dafür, dass die Energiewende als Ganzes gelingt“, heißt es beim BMWi. Die Fernwärme sei dabei ein wichtiger Baustein. Die bestehenden Fernwärmenetze müssten dekarbonisiert, also auf niedrigere Temperaturen und auf erneuerbare Energien oder Abwärme umgestellt, werden. Derzeit werden die Fernwärmenetze meist bei Temperaturen von mehr als 95 Grad Celsius betrieben. Gespeist würden sie meist durch Kraftwerke, die in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) betrieben werden, aber noch größtenteils fossile Energie verbrennen. Für die Umstellung ständen unterschiedliche Technologien zur Verfügung, zu denen Großwärmepumpen, große Solarthermieanlagen, Geothermieanlagen oder KWK-Anlagen mit Biomasse oder grünem Wasserstoff zählten.
Gas-KWK spielt im Übergang zur Klimaneutralität „wichtige Rolle“
Auch die Nutzung von unvermeidbarer Abwärme aus Industrieanlagen könne eine bedeutende Rolle bei der Dekarbonisierung der Wärmenetze spielen, heißt es weiter. „Im Übergang zur Klimaneutralität spielt die Erdgas-KWK eine wichtige Rolle.“ Da die Anteile von Kohle-KWK schon in diesem Jahrzehnt stark abnehmen werden, trete an ihre Stelle hier oftmals die Gas-KWK. „Spätestens 2050 darf aber auch Erdgas-KWK nicht mehr in Wärmenetze einspeisen“, betont das BMWi.
Insgesamt liefere die Fernwärme nur einen kleinen Teil der benötigten Wärme. 2018 entsprachen 109 TWh Wärme mit Wärmenetzen einem Anteil von rund acht Prozent des gesamten Gebäude- und Prozesswärmebedarfs. „Künftig muss Fernwärme einen viel größeren Teil der Gebäude mit Wärme versorgen.“
Fernwärme deckt nur kleinen Teil der Gebäude- und Prozesswärme in Deutschland
Der Vorteil von Wärmenetzen in der Transformation der Wärmeversorgung liege darin, dass sie auf eine große Auswahl erneuerbarer und klimaneutraler Wärmequellen zugreifen könne. Zudem sei es möglich, Wärmespeicher besser einzubinden als dies einzelne Gebäude könnten. Das Netz könne zudem selbst als Wärmespeicher fungieren. „Allerdings kann Fernwärme nicht überall effizient eingesetzt werden“, heißt es weiter. „Der Investitionsaufwand für das Wärmenetz ist relativ hoch und auch bei sehr guter Wärmedämmung der Rohre treten über längere Strecken Wärmeverluste auf.“ Deshalb eigne sich Fernwärme nur für Gebiete mit dichter Bebauung.
„Gerade in dicht besiedelten Regionen wie Städten entstehen durch den Einsatz grüner Fernwärme Chancen für den Klimaschutz, da dort oft der notwendige Platz fehlt, um erneuerbare Wärme direkt vor Ort zu erzeugen“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Für die Umstellung der Fernwärmeerzeugung auf erneuerbare Wärme und Abwärme sowie in den Umbau der Wärmenetze und Hausübergabestationen wollen die Nah- und Fernwärmeversorger in den kommenden Jahren hohe Summen investieren.
Dialog zu klimaneutraler Wärme für passende politische Rahmenbedingungen
Für die Dekarbonisierung und den Ausbau der Fernwärmenetze würden die passenden politischen Rahmenbedingungen benötigt, räumt das BMWi ein. Im Februar 2021 hat das Ministerium vor diesem Hintergrund einen Dialog zum Thema „Klimaneutrale Wärme“ gestartet. Hier wolle man sich gemeinsam mit den Beteiligten des Wärmemarktes darüber austauschen, wie eine klimaneutrale Wärmeversorgung 2050 und der Weg dahin aussehen könnten.
Zu klären sei etwa, was die Bundesregierung tun kann, um den Prozess zu beschleunigen. „Wie können Planungsprozesse für eine klimaneutrale Wärmeversorgung auf kommunaler, Landes- und Bundesebene aussehen? Wie können Verantwortliche aus verschiedenen Sektoren zusammengebracht werden?“, seien wichtige Fragen, die im Rahmen des Dialogs zu klären sind.