Im vergangenen Jahr ist die Leistung großer Solarkollektorfelder, die in deutsche Fernwärmenetze einspeisen, um 41 Prozent gewachsen, berichtet das Steinbeis Forschungsinstitut für solare und zukunftsfähige thermische Energiesysteme (Solites). Mit der Inbetriebnahmevon 31.051 m² Bruttokollektorfläche war 2020 nach Angaben des Steinbeis-Forschungsinstituts Solites das bislang erfolgreichste Jahr für den Markt der solaren Wärmenetze in Deutschland.
Ende 2020 waren insgesamt 44 solarthermische Großanlagen mit einer Kollektorfläche von etwa 107.000 m² und einer Leistung von rund 75 MW in der Fernwärme in Betrieb. Den Löwenanteil des Zubaus trugen drei große Kollektorfelder von Multimegawattanlagen bei, die im ersten Halbjahr 2020 den Betrieb aufgenommen haben. Rund die Hälfte der neuen Kollektorfläche entfällt dabei auf die mit 14.800 Quadratmetern deutschlandweit bislang größte Anlage in Ludwigsburg/Kornwestheim, die seit Februar 2020 Solarwärme liefert. Für 2021 sei zu erwarten, dass sie als deutscher Rekordhalter abgelöst wird durch eine noch deutlich größere Anlage der Stadtwerke Greifswald.
„Wir erleben bei den solaren Wärmenetzen in Deutschland seit etwa fünf Jahren ein dynamisches Wachstum, das sich nach unseren Prognosen auch in Zukunft fortsetzen wird“, sagt Patrick Geiger, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Solites. Auf Basis bekannter in Bau und Planung befindlicher Projekte prognostizieren die Experten des Stuttgarter Forschungsinstituts bis 2025 eine Verdopplung der Anlagenzahl auf rund 90 und eine Verdreifachung der Kollektorfläche auf mehr als 300.000 m². Die Prognose basiert neben den bestehenden Anlagen auf Ausschreibungen, Planungen und Machbarkeitsuntersuchungen für Projekte und sie berücksichtigt dabei deren unterschiedliche Realisierungswahrscheinlichkeit.
Ein wesentlicher Treiber für die positive Marktentwicklung der solaren Fernwärme sind laut Solites langfristig berechenbare günstige Wärmegestehungskosten. Sie sind bei großen Freiflächenanlagen – nicht zuletzt dank einer attraktiven Förderung des Bundes – mit 40-70 €/MWh (netto) bereits heute wettbewerbsfähig zu fossiler Wärmeerzeugung. Steigende CO2-Preise und europäische Vorgaben zur schrittweisen Dekarbonisierung der Fernwärme dürften diesen Trend daher in den kommenden Jahren verstärken.
„Extrem hohe“ Flächeneffizienz zeichnet Solarthermieanlagen an
„Für schnelle Fortschritte beim Klimaschutz im Gebäudesektor ist der Ausbau von Wärmenetzen auf Basis von erneuerbaren Energien und Abwärme ein Schlüsselfaktor. Solarthermie hat dabei neben Großwärmepumpen und Geothermie die größten Potenziale“, sagt Dirk Mangold, Leiter von Solites. „Um das Potenzial der solaren Fernwärme zu heben, bedarf es einer systematischen kommunalen Wärmeplanung“, so Mangold. „Die Sicherung potenzieller Flächen für Solarthermie steht bislang zu wenig im Fokus der Planungsbehörden. Denn die zunehmende Konkurrenz um Flächen ist eine der größten Herausforderungen der Energiewende – auch im Wärmebereich“.
Eines der stärksten Argumente für die Solarthermie sei ihre extrem hohe Flächeneffizienz, die um den Faktor 3 bis 4 über derjenigen der Photovoltaik „und um den Faktor 30 bis 50 über dem Energiepflanzenanbau“ liege und einen Wärmeertrag von rund 2 GWh pro Hektar Landfläche und Jahr ermögliche.